Vorsorge und Krebsfrüherkennung

Vorsorge

Vorsorge bedeutet für mich, in einem gesunden Maß die eigenen Ressourcen einzuschätzen und in der jeweiligen Lebenssituation auf sich zu achten, ohne anderen gegenüber rücksichtslos zu sein.
Wir leben in einer Zeit des materiellen Wohlstands für einen Großteil der Bevölkerung. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen steigt seit Jahren kontinuierlich an und beträgt aktuell ungefähr 83 Jahre. Wem von uns gelingt es, gesund und glücklich zu altern und ein erfülltes Leben zu führen?
Es ist erwiesen, dass ein sorgfältiger Umgang mit dem eigenen Körper und der Seele erst gesundes Altern ermöglicht – und dieses Altern beginnt bereits mit unserem ersten Atemzug! Nun leben wir mit einer enormen Arbeitsverdichtung, mit strukturellem Bewegungsmangel und straffem Zeitmanagement. Trotzdem liegt es in unserer Hand, ob wir auf eine gesunde, ausgewogene Kost, viel Bewegung, insbesondere im Freien, ausreichend Schlaf und seelische Ausgewogenheit achten. Achtsamkeit in diesen Bereichen ist ein wichtiger Baustein zum Schutz vor Krebserkrankungen.

Auf Wunsch analysiere ich mit Ihnen Ihre jetzige Lebenssituation und unterstütze Sie dabei, die selbst gesteckten Ziele zu erreichen. In diesem Zusammenhang kann jährlich für Selbstzahlerinnen ein Kontroll-Labor (Check-up) durchgeführt werden zur Prüfung von Hormonstatus, Leber- und Nierenfunktion sowie Blutbild. Auf Nachfrage erstatten mittlerweile bestimmte Krankenkassen ärztlich empfohlene Präventionsleistungen wie Ernährungsberatung oder Bewegungsprogramme.

Krebsvorsorge und Krebsfrüherkennung

Aus diesen Gründen sollten Sie jährlich zur Krebsvorsorge gehen:

1.

Meistens dauert es viele Jahre, bis Zellen über viele Zwischenschritte entarten. Ziel der Krebsvorsorge ist es, veränderte Zwischenschritte (Dysplasien) zu erkennen, die sich noch zurückbilden können. Dies gelingt besonders gut am Gebärmutterhals.

2.

Gynäkologische Krebserkrankungen können zu einem Großteil geheilt werden, sofern man sie in einem Frühstadium erkennt.

Die jährliche Krebsfrüherkennung, die von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt wird, beinhaltet je nach Alter folgende Untersuchungen:

  • 20 bis 34: Visuelle Untersuchung der äußeren Geschlechtsorgane und des Muttermundes, Tastuntersuchung der Gebärmutter und Zellabstrich vom Gebärmutterhals (Pap-Abstrich)

  • ab 30: zusätzliches Abtasten des Brustgewebes und der entsprechenden Lymphknoten

  • ab 35: alle 3 Jahre Kombinationsuntersuchung aus Pap-Abstrich und HPV-Test

  • ab 50 bis 69: alle 2 Jahre zusätzlich Mammografie

  • ab 50 bis 55: immunologischer Stuhltest

  • ab 55: Darmspiegelung alle 10 Jahre, alternativ Stuhltest alle 2 Jahre

Was bedeutet das Ergebnis des Pap-Abstriches?
Es gibt insgesamt 5 Befundgruppen:

  • Die Abkürzung Pap mit der römischen Ziffer I bedeutet „normale gesunde Zellen“.

  • Pap II bedeutet leichte Zellveränderungen, aber kein Verdacht auf Krebsvorstufen oder Krebs.

  • Bei Pap III handelt es sich um einen unklaren Befund, der mit weiteren Untersuchungen geklärt werden sollte

  • Pap IIID bedeutet, dass Zellveränderungen, sogenannte Dysplasien vorliegen, aber kein Krebs.

  • Pap IV bedeutet, dass Krebsvorstufen, Krebs im Frühstadium oder Krebs möglich sind. Die eigentliche Diagnose kann erst nach weiteren Untersuchungen gestellt werden.

  • Anders sieht es beim Befund Pap V aus: Hier wurden tatsächlich Zellen eines bösartigen Tumors nachgewiesen und eine Krebsdiagnose ist sehr wahrscheinlich.

Wichtig: Ein auffälliges Abstrichergebnis ist keine Krebsdiagnose.

Dysplasiesprechstunde

Von der Infektion zur Gewebeveränderung (Dysplasie)

Bei Ihnen liegt ein auffälliger Pap-Abstrich vor und Sie machen sich Sorgen? Eine Infektion mit HPV wurde nachgewiesen?

In manchen Fällen ist zur Abklärung eine weitergehende Untersuchung nötig, diese nennt man Differentialkolposkopie. Die Untersuchung ähnelt sehr einer normalen Vorsorgeuntersuchung. Sie müssen sich nicht besonders darauf vorbereiten, sollten aber darauf achten, dass Ihre Regelblutung zum Untersuchungszeitpunkt abgeschlossen ist.

Was geschieht bei der Differentialkolposkopie? Der Gebärmutterhals wird mit einer Art Lupe betrachtet und nach Betupfen mit Essig oder Jod hinsichtlich Niveau-, Farb- und Strukturunterschieden beurteilt. Bei Auffälligkeiten wird ggf. erneut ein Abstrich durchgeführt oder eine Knipsbiopsie entnommen. Dazu wird etwas Gewebe aus der Oberfläche des Gebärmutterhalses ausgezwickt oder von der Innenseite des Gebärmutterhalses abgeschabt. Da der Gebärmutterhals sehr unempfindlich ist, spüren Sie von der Biopsie fast nichts.

Ob künftig eine Behandlung erforderlich ist oder Kontrollen ausreichen, ergibt sich aus dem Untersuchungsergebnis, das wir mit Ihnen besprechen. Länger andauernde, auf die Schleimhaut begrenzte genitale Gewebeveränderungen nennt man zervikale intraepitheliale Neoplasien (CIN). Manchmal findet man auch Veränderungen an der Scheide (vaginale intraepitheliale Neoplasien, VAIN), an den Schamlippen (vulvär, VIN) oder am After (anal, AIN).

Biopsiebefunde werden in drei Befundgruppen eingeteilt:

CIN 1: Leichtere Form der Zellveränderung, die sich bei gut der Hälfte der betroffenen Frauen von allein zurückbildet.

CIN 2: Mittelschwere Form der Zellveränderung, die sich bei etwas mehr als einem Drittel der betroffenen Frauen zurückbildet.

CIN 3: Weit fortgeschrittene Zellveränderungen, Krebsvorstufe im Übergang zum Karzinom: Diese frühen Tumoren sind noch auf die oberen Gewebeschichten begrenzt. Dazu gehört auch das In-situ-Karzinom (Carcinoma in situ, CIS), es ist auf sein Ursprungsgewebe begrenzt und streut keine Metastasen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich daraus ohne Behandlung invasiver Gebärmutterhalskrebs entwickelt, ist hoch, doch auch eine spontane Rückbildung ist nicht ganz ausgeschlossen.

Haben die Gewebeveränderungen die Schleimhaut überschritten und sind in Muskelschichten eingedrungen, handelt es sich um ein invasives Wachstum und damit um Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom).

Brustkrebs-Vorsorge und -Früherkennung

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Jede achte Frau ist im Laufe ihres Lebens davon betroffen. Man kann in jedem Alter erkranken, doch steigt das Risiko mit zunehmendem Alter. Es erhöht sich ab dem 40. und besonders ab dem 50. Lebensjahr und sinkt etwa ab 70 Jahren wieder. Trotzdem ist jede vierte Betroffene jünger als 55 und jede Zehnte jünger als 45 Jahre.

„Vorsorge“ bedeutet in diesem Zusammenhang „vorbeugen“ und liegt in Ihrer Verantwortung.
Sie selbst können das Erkrankungsrisiko für Brustkrebs reduzieren, indem Sie auf einen gesunden Lebensstil achten und beeinflussbare Risikofaktoren vermeiden. Wir beraten und unterstützen Sie gerne.

Was können Sie selbst tun, um Ihr Brustkrebs-Risiko zu reduzieren?

  • Ernähren Sie sich ausgewogen und kalorienbewusst.
  • Trinken Sie wenig Alkohol.
  • Treiben Sie Sport
  • Schlafen Sie ausreichend mit einem an die Natur angepassten Tag-Nacht-Rhythmus
  • Wenn möglich, stillen Sie mehrere Monate.

Wir Frauenärzte können im Rahmen der Krebsfrüherkennung lediglich eine bereits vorhandene Erkrankung erkennen. Je früher dies geschieht, umso besser stehen Ihre Heilungschancen.

Warum ist Brustultraschall (Mammasonografie) keine Vorsorgeleistung der gesetzlichen Krankenkassen?

Mit dem Brustultraschall steht uns eine gesundheitlich unbedenkliche Untersuchungstechnik zur Beurteilung des Brustgewebes zur Verfügung. Allerdings fehlen derzeit aussagekräftigen Studien, die beweisen, dass Frauen durch die Mammasonografie länger leben. Gleichzeitig ergeben sich bei einer Ultraschalluntersuchung manchmal unklare Befunde, die weiterer Abklärung bedürfen. Dadurch entstehen Sorgen und Ängste, die sich im Nachhinein zwar glücklicherweise oft als unbegründet herausstellen, bis dahin aber doch belastend wirken. Auch wenn die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) die Mammasonografie als Screeningmethode ab einem Alter von 40 Jahren empfiehlt, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen aufgrund der unklaren Datenlage die Kosten nicht.

Sollten Sie eine Mammasonografie als individuelle Gesundheitsleistung wünschen, sprechen Sie uns bitte an.

Früherkennung bei erblicher Vorbelastung oder Genveränderung

Risiken wie beispielsweise eine erbliche Vorbelastung oder das Vorliegen einer Genveränderung können Sie nicht beeinflussen. Wenn in Ihrer Familie gehäuft Brustkrebs in jungem Alter vorkommt und eine genetische Veränderung im BRCA1- oder BRCA2-Gen bekannt ist, empfehlen wir bereits ab dem 25. Lebensjahr oder fünf Jahre vor dem jüngsten Erkrankungsalter in der Familie eine Krebsfrüherkennungsuntersuchung: Alle sechs Monate führen wir in diesem Fall eine Tast- und Ultraschalluntersuchung durch. Einmal jährlich sollte eine Kernspintomografie erfolgen und ab dem 40. Lebensjahr ein- bis zweijährlich eine Mammografie.

Nachsorge nach Krebserkrankungen (onkologische Nachsorge)

Nach der Therapie einer Krebserkrankung begleiten wir Sie individuell über einen längeren Zeitraum intensiv im Rahmen der empfohlenen Nachsorge und bei Bedarf auch darüber hinaus. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei Ihrer Lebensqualität und Ihrem Wohlbefinden im Hinblick auf Ihre langfristige Gesundheit. Gerade während und nach schweren Erkrankungen möchten wir für Sie helfende Ansprechpartnerinnen sein und dafür Sorge tragen, dass Sie in bestmöglichen Händen sind.